Freitag, 21. August 2015

Kolkata eine Fügung (Kalkutta)

2013-02-11 – 13:24:31

Um 4 Uhr morgens sollte mein Zug Richtung Bhubaneshwar abfahren. Dort hätte ich zweit Tage verweilt und wäre dann nach Pondicherry. Dann hätte ich entweder die Option gehabt in einem Yogacamp mein Yoga-Wissen zu vertiefen oder ich hätte in einer Milchfarm arbeiten können. Die Kontakte hatten sich für mich schon in Dehli ergeben.
So bestellte ich ein Riksha für 3 Uhr morgens das mich von Bodhgaya nach Gaya Bahnhof bringen sollte. Es kam pünktlich an und brachte mich schleichend durch den Nebel zum Bahnhof. Nun stand die erste Reise per Zug in Indien bevor und ich musste den kleinen Ort, woran ich mich wieder gewohnt hatte, verlassen. Nach buddhistischen Ansichten stand mir das Leid der Veränderung bevor, doch ich war recht entspannt und ausgeschlafen. Im Bahnhof angekommen, begegnete ich einer großen Masse an Menschen, Reisende aber auch viele die dort schliefen. Ich fand den Weg zum Informationsschlater und stellte fest, dass mein Zug zwei Stunden zu spät sein würde. Ich machte mich zum Gleis und dort war eine kalte Steinbank die nächsten zwei Stunden mein Freund. Die Menschen kamen und gingen, und die die blieben, schliefen um mich herum und ich wachte über mich und über sie. Doch die digitale Informationstafel am Gleis zeigte immer wieder dass es nicht bei den zwei Stunden bleiben würde. Nach 3,5 Stunden warten machten die ersten Kioske auf, die Menschen wachten auf. Der Putzman säuberte immer wieder die Gleise, bei jedem Zug der eintraf, verbreiteten sich jedoch wieder die Plastiktüten über die Gleise. Nach 4 Stunden musste ich mich bewegen, ich hatte die Zeit zum meditieren und zum stärken meiner Konzentration genutzt aber es war langsam genug. Und so stand ich ein wenig rum (mit meinem riesen Rucksack) und quatsche einen netten, gepflegten Inder an, der ganz gut Englisch konnte. Er erzählte mir, dass er zu einer Hochzeit fährt und er erzählte mir von seinem Job, dass er 500 Euro im Monat verdient und dass er unverheiratet ist, weil die Liebe seines Lebens einen reicheren Typen geheiratet hat und er lächelte dabei, aber ich könnte die Trauer in seinen Augen sehen. Er schlug mir vor, einen Tee holen zu gehen und gleichzeitig Infos an dem Infoschalter zu holen, wann mein Zug kommt. So liefen wir dahin. Dort angekommen, sahen wir dass mein Zug “jetzt” kommen würde. Wir rannten zum Gleis zurück und auf meinem Gleis stand ein Zug und er sagte, dass es mein Zug sei und kurz bevor der Zug los fuhr sprang ich noch rein. Doch nachdem ich mich durchgefragt und den richtigen Wagon gefunden hatte, sagte mir, ein mit Mitleid mich anschauender Typ: “Du bist in dem falschen Zug Bruder.” Ich achtete auf mein Atem, und sammelte meine Kräfte. Ich suchte den Schaffner, der sein Reich neben der Küche hatte. Er hatte drei Soldaten mit Maschinengewehren bei sich. Ich erklärte ihm die Situation und er sagte mir, dass ich die nächste Haltstellte aussteigen soll und morgen würde ein neuer Zug nach Bhubaneshwar fahren. Ich freute mich wirklich gar nicht, denn in einer Kleinstadt die man gar nicht kennt zu übernachten war mir dann doch zu abenteuerlich. Ich setzte mich und hielt inne. Nach zehn Minuten fragte ich ihm, ob er eine bessere Lösung bereit hätte. Er verneinte mit dem Kopf und unterhielt sich mit sein Kollegen der neben Ihm saß. “Wohin fährt dieser Zug?” fragte ich. “Nach Kolkata!” sagte er. Ich wollte eigentlich am Anfang meiner Reise nach Kolkata, aber meine Planung ergab bis dahin was anderes. “Nimmt mich mit.” Er blickte jetzt auf und rief irgendwo an. Er sagte, dass die Strafe und der Platz zusammen 3500 Ruppen kosten würde. Soviel kostet ein Flugticket in Indien also sagte ich, dass es für mich zuviel sei. In der Zeit kamen die Soldaten auf mich zu. Und einer von den war aufgeregt, er redete mit dem Schaffner und schrie rum und zeigte immer wieder auf mich. Ich verstand erst Tage später, dass die Polizisten (ich dachte das wären Soldaten), wussten was gleich passieren würde. Der Schaffner beruhigt sie, und sie gingen wieder, dann sagte er zu mir, ohne Rechnung? Ich verstand schnell worum es geht und steckte 1500 Rupeen unauffällig in seine Jackentasche. Und so hatte ich für die nächsten 5 Stunden ein Sitz und kam so nach Kolkata.
In Kolkata arbeitete ich in dem Mutter Teresa Altenpflegeheim für behinderte Männer (Prem Dan), das war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Den Kranken und Alten so nahe zu kommen. Sie zu rasieren, sie zu massieren. Ihr Leid und ihr Lächeln zu sehen. Ich sah mich selbst, wie ich alt bin und mich kaum noch bewegen kann. Ich verstand mehr über die Vergänglichkeit meines Daseins und des Lebens.  
Ich lernte eine Christlich Evangelische Truppe kennen, die als Volontäre in Kolkata arbeiteten und aus Köln kamen. Lernte vieles über ihre Ansichten kennen. Und konnte die Parallelen sehen zwischen Buddhismus und Christentum sowie auch die Unterschiede. Überstand eine heftige Erkältung die mich zwei Tag bettlegerisch machte ohne Medikamente. Organisierte ein Kinderfest für die Slumkinder mit und atmete die Luft von Kolkata ein, die voller Eindrücke, Farben, Gerüche,Geräusche, Kontraste und Abgase ist.

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