Freitag, 21. August 2015

Der Spiegel, die Gesellschaft und Ich



2013-07-07 @ 10:53:27
Ich stand vor dem Spiegel. Es dauerte eine Sekunde bis ich mich selbst richtig wahrnahm daraufhin aber reagierte ich fast schon automatisch. Ich richtete meinen Körper. Meine Schulter ging zurück. Mein Kopf erhob sich, meine Mundwinkel gingen nach oben und ich sorgte dafür, dass ich selbst die Schokoladenseite von mir in den Spiegel sah. So läuft es nicht immer ab wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte, aber wahrscheinlich nicht selten. Ich nehme mich selbst wahr und rücke mich für mich in das richtige Licht. Wenn mein eigener Blick auf mich selbst mich so sehr verformt, wie sehr verformt mich der Blick der anderen? Wie verhalte ich mich, wenn die Menschen um mich herum mich nicht mehr mögen? Und wie ist es, wenn sie mich lieben? Bin ich immer in mein Verhalten konstant?
Ich kümmere mich um mein Aussehen, damit ich mich selbst besser fühle. Das ist ein Satz den ich oft im Leben gehört hab. Wirklich? Kann diese Aussagen stimmen? Im Endeffekt: Ja! Aber das geht nur über die Menschen um uns herum.
Sogar mein denken und sprechen ist maßgeblich von der Gesellschaft geprägt. Mit Gesellschaft meine ich nicht ausschließlich das große Ganze, sondern viel mehr die Menschen mit denen wir auf irgendeineweise eine emotionale Verbindungen haben. Sogar wenn wir uns gegen die gesellschaftlichen Normen entscheiden, orientieren wir uns an ihnen. Wir distanzieren uns von etwas und dieses etwas gibt es in unserem Umfeld, in unserer Zeit. Aus diesem Bewusstsein heraus bilden sich für mich einige Fragen:
Wie sehr bin ich von diesen Spiel betroffen? Wie kann ich mich davon befreien? Will ich mich davon befreien? Wie sehr ist / war meine persönliche Entwicklung davon betroffen?
Sich davon zu befreien klingt für mich fast schon utopisch, aber sich die Dinge bewusst machen realistisch und vernünftig. Es reicht schon, wenn wir hinschauen. Warum mache ich mich jetzt schön. Wann und warum ist mir etwas peinlich. Warum sage ich jetzt nicht das, was ich denke oder noch tiefgreifender: Warum denke ich das? Oft neigen wir dazu, alles zu beurteilen. Das ist gut. Das ist schlecht. Wie eklig. Wie toll. Selten fragen wir uns aber, warum entscheiden wir uns so. Warum ist das schlecht? Ist es schlecht, weil alle anderen es schlecht finden? Ist es gut weil meine Freunde es auch gut finden? Ist es vielleicht eklig, weil ich als Kind damit erschrocken worden bin? Es reicht zu beobachten. Es reicht hinzuschauen.
Meine Lehrer sagten mir: hör auf die Dinge verändern zu wollen, denn krampfhaft etwas verändern zu wollen führt zu Frust und zu Misserfolg. Akzeptiere erst die Dinge, akzeptiere Sie im vollen Umfang. Schau genau hin und mach dir die Dinge bewusst. Und meditiere, sehe wo diese Empfindungen in dir entstehen. Wo sie in dein Körper Gestalt annehmen. Beobachte sie als ein physikalisches Ereignis.
Ich meditiere 6 Monate schon, fast jeden Tag. Ich beobachte meine Körperteile. Ich beobachte meinen Atmen. Ich sehe mich von Außen. Ich gehe den letzten Tag durch und sehe in mein geistiges Auge, wie ich mich verhalte, was ich sage, wie ich empfinde, wie ich reagiere.
Ich hab letzte Zeit vermehrt etwas feststellen müssen: es hat sich in mir etwas verändert. In meinem Alltag hat sich was verändert. Wenn sich Emotionen bilden, dann bemerke ich sie. Ich sehe es, wie Freude aus meinem Herz aufsteigt und warum sie es tut. Ich sehe wie Neugierde sich bildet, wie Angst oder Trauer zu mir finden. Wenn ich sie früh entdecke, dann kann ich sie vorbeiziehen lassen, wenn ich sie nicht haben möchte, aber es ist nur an guten Tagen möglich. An den Tagen wo ich körperlich und geistig fit bin. So ist der Pfad noch sehr lang bis ich mich wirklich im Griff hab. Bis ich mich wirklich im vollen Umfang wahrnehme, meine Emotionen, meine Gedanken und den Einfluss darauf und werde dann hoffentlich mich nach und nach davon befreien, oder auch nicht, denn nicht selten waren diese Einflüsse von Menschen die wundervoll waren und Wunderbares in mir bewirkten.

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