Freitag, 21. August 2015

Einfach mal Liebe schenken



2013-11-24 @ 16:07:06

Ich sitze im Zug. Es ist noch sehr früh. Draußen ist es noch dunkel. Der Zug bleibt unterwegs stehen und ich schaue aus dem Fenster. Ich sehe nichts außer mein Spiegelbild, ein Blick der verwundert und suchend nach einem Grund für den plötzlichen Halt des Zuges sucht, dann aber sehe ich die Regentropfen auf der anderen Seite der Scheibe. Sie Tropfen von oben nach unten, kleine Tropfen, größere, genauso unterschiedlich wie wir Menschen. Manchmal kommen sie zusammen und wachsen, manchmal brechen sie und ziehen allein Weiter, doch sie kennen alle nur eine Richtung: sie fließen nach unten bis sie unten wieder vereint an der unteren Plastikkante der Scheibe die nächste Schwierigkeit überwinden, und gemeinsam über die Kante fließen. Sie erinnern mich an das Leben und unseren Weg, an dem Menschen die uns umgeben, die gemeinsamen Wege die wir gehen und das gleiche Ende was uns erwartet.
Dann plötzlich rollt der Zug wieder an und wird immer schneller, ich beobachte die Tropfen und sie verhalten sich plötzlich völlig anderes. Sie fliegen nach hinten. Sie sind in Bewegung. Ab und an fliegen sie sogar wieder nach oben. Sie gehen kaum Verbindungen ein und sind oft klein und leicht. Die Geschwindigkeit des Zuges, die Geschwindigkeit des modernen Lebens, die Veränderung der Tropfen.
Bei der Beobachtung fragte ich mich: Warum fehlt es uns so schwer andere zu Lieben? Warum so viele Bedingungen? Nichts auf diese Welt erfüllt uns mehr als Liebe. Das Gefühl der Geborgenheit, Halt. Nichts macht uns stärker und gibt unserem Sein mehr Sinn als die Liebe. Warum tun wir uns so schwer, es einfach anderen zu Geben?
Ich öffne das Thema noch mehr und hinterfrage noch ein wenig mehr.
Was ist Liebe? Laut Erich Fromm: Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen und Erkenntnis. Ich sehe es auch so. Liegt es also in der Natur der Sache, dass das Lieben so kompliziert ist? Man muss für die Personen, die man liebt die Verantwortung tragen, für diese Personen soweit wie nötig Sorgen, man muss Achtung vor diese Personen haben und sich auf sie einlassen und ihre innerstes verstehen, und dadurch Erkenntnisse aus ihnen gewinnen.
Wenn ich mich umschaue, dann sehe ich das moderne Leben und all seien Schwierigkeiten. Jeder hat seine Bürde durch das Leben zu tragen und es herrscht nicht selten Leid, die Landschaft des menschlichen Seins.
Ich halte kurz inne, reibe meine metaphysischen Augen und schaue genauer hin und sehe es deutlich vor mir: Egal wo es mehr Liebe zu finden ist, egal wo man sich um die anderen kümmert, da keimen mehr Sprossen des Glücks. Und ich schließe wieder meine Augen, es stimmt, es gibt eine Komplexe Liebe. Eine Liebe wofür ich mich laut Fromm bewusst für entscheide, eine Liebe die in ein kleinen Kreis von Menschen viel besser Funktioniert. Eine Liebe die ihren Ursprung in alten Stemmen hat. Da wo wir her kamen, kleine Gruppen von Menschen, die sich vertrauten und versuchen gegen der Kräfte der Natur anzukommen.
Aber es gibt etwas anderes. Eine Liebe die durch nähe entsteht. Eine Liebe die vielleicht nicht so erfüllend ist, aber uns doch ein wenig Wärme schenken kann.
Und ich dachte sofort an eine Umarmung.
Was kostet mich die Menschen einfach 5 Minuten in den Arm zu gehen? (Das ist die Magische Grenze. In Indien sagte mir ein Lehrer, wenn du jemanden wirklich umarmen willst, um Liebe zu schenken, dann musst du es einwirken lassen. Du musst es abwarten, bis es unangenehm wird, erst danach wird es echt und verliert seine Oberflächlichkeit. Erst dann haben die Herzen genug Zeit sich zu verbinden.)
Dazu ging mir mal ein Gedanke durch den Kopf:” Ich kann doch nicht einfach irgendwelche Leute 5 Minuten in den Arm nehmen. Sogar bei meinen Liebsten ist es nicht so unkompliziert. Ok mein Bruder. Meine Mutter. Meine Freundin. Aber schon bei sehr guten Freunden, die ich wirklich Liebe wird es schon merkwürdig. Und bei eine weibliche Person sowieso. Das ist doch Merkwürdig. In eine Welt wo Liebe und Sexualität stark vermischt ist, wird es schon kompliziert, wenn man jemanden 5 Minuten in den Arm nimmt. Und in einen Großstadt Fremde in den Arm zu nehmen... Naja das Stimmt es ist nicht einfach, einfach mal bißchen Liebe zu verschenken. Und wie immer fühlte ich mich herausgefordert. Nur wenn es komplizierter ist, heißt es nicht, dass es unmöglich ist. Nur weil es Missverstanden werden kann, heißt es nicht, dass es nicht Möglich ist, die Menschen verständlich zu erklären worum es geht. Und ich nehme mir eins vor: Ich will mehr Liebe schenken. Ich will mehr lieben. Liebe geben, ohne etwas zu erwarten und mich an das geben erfreuen.

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