Freitag, 21. August 2015

Die Unruhe und das Leid verstehen

2012-11-25 – 20:01:12

Die innere Unruhe des Menschen hat seinen Ursprung in seiner Vorstellungskraft. Seine Intelligenz wird ihm zum Verhängnis. Erich Fromm spricht davon, dass der Mensch sein Abgetrennt sein von der Natur, seine Einsamkeit und seine Angst davor, die Natur und der Gesellschaft gegenüber machtlos zu sein, als eine Leere spürt, die er stets versucht zu füllen.
Auch Buddha spricht vom inneren Leiden. Dabei gibt es für ihn drei verschiedene Leidensarten, die auf der folgende Seite beschrieben wird:
http://www.buddhismus-schule.de/inhalte/artenvonleid.html
Was mich aber von diesen Leiden am meisten interessiert, ist die dritte Form, also das Leid der Bedingtheit. Ich spreche hier nicht von Erleuchtung, aber ich glaube eine Erhellung wäre durchaus sinnvoll. Wir tragen eine Unruhe in uns, die aus der Unwissenheit seine Kraft schöpft, seine Gestalt aus Ängsten und Sorgen bekommt und los läuft, wenn wir keinen Pfad erkennen.

Mein Bruder ist ein ambitionierter Philosophiestudent. Vor ein paar Jahren hat er mich mit dem Begriff Entfremdung bekannt gemacht. Auch wenn meine Unruhe nicht aus der Entfremdung im Beruf seine Kraft schöpft, beobachte ich viele Menschen, die darunter leiden. Ich selbst hab mir nicht selten im Leben außerhalb des Berufs mit Dingen beschäftigt, die mich erfüllten und die ich auch von grundauf mit gestalten könnte. Das Erfüllende für einen Menschen bei seiner Arbeit ist es, das Gefühl zu haben, nützlich zu sein. Etwas Sinnvolles getan zu haben. Dies wird nicht selten von den meisten Arbeitgebern völlig außer Acht gelassen. Wichtig ist, dass das Gesamtwerk stimmt. Ob die Erschaffer dieser Werke das Gesamte verstehen, den Prozess nachvollziehen und sich damit identifizieren können ist der Wirtschaft egal. Es geht um Zahlen, sagt man! Aber genau darum geht es nicht. Es geht um den Menschen, denn ohne ihn würde kein Gesamtwerk zu Tage kommen.

Ein weiterer Grund für die Unruhe sind zu viele Grenzen, Regeln und Vorschriften. Jeder Mensch braucht Regeln, Rituale, Abläufe und moralische Werte. Vor allem aber welche, die seiner Natur entsprechen. Die, die Menschen zusammen bringen, uns Singen, Tanzen und Träumen lassen. Die Politik aber versteht es extrem gut, uns Strukturen vorzugeben, die uns isolieren. Wir werden paranoid gemacht, werden immer verdächtigt und verdächtigen auch ständig Andere. Die Entwicklung der Menschlichkeit erlebt in dieser Phase einen Stillstand. Denn sozial sein ist eine Systemfrage: Wenn jemand auf dem Boden liegt, können wir vorbei gehen ohne uns zu sorgen, denn das System muss sich darum kümmern. Wir werden immer steriler, entfernen uns von einander. Entfernen uns von uns selbst. An einem Ort, wo viele Menschen so nah einander leben und sich durch Verständnis, Geduld und Anpassungsfähigkeit Nahe kommen sollten; um miteinander leben zu können. Werden unsere Verbindungen, unsere Zwischenmenschlichkeiten durch genauere Regeln und Normen definiert. Auch in diesen Zusammenhang kann man von Entfremdung sprechen. Solche Strukturen sind es, die den modernen Menschen so weit bringen, nicht mehr zu wissen, was es bedeutet zu Leben, zu Atmen oder Dinge die zu den Notwendigkeiten des Lebens gehören und das Leben erst lebenswert machen mit aller Kraft zu erhalten - wie die Familie.

Ich bin auch unruhig, und war noch viel unruhiger. Doch meine Suche nach dem Grund hat mir geholfen, vieles davon zu verstehen und es leiser zu stellen. Aber das Wissen führt nicht immer zu einer inneren Ruhe, es kann sich auch anders äußeren. Ich bin unruhig, weil ich mehr verstehe, weil ich sehe, dass in dieser Welt vieles schief läuft, dass vieles in uns schief läuft und dass einiges aufgrund des Systems schief läuft. Ich sehe, dass es für mich Zeit ist zu handeln. Es erfüllt mich, wenn ich etwas kleines tu, wenn ich ein wenig versuche zu erschaffen und nicht zu konsumieren. Es beruhigt mich, wenn ich hinterfrage. Es beruhigt mich, wenn ich versuche besser zu sein als ein Parasit, doch dafür muss ich los lassen. In dem Film Fight-Club war davon die Rede, den Nullpunkt zu erreichen. Los zu lassen. Platz zu machen für wahre Ziele und bedeutende Absichten. Ob ich es je schaffen werde, weiß ich nicht. Ich bin ein Konsument, das sind wir alle. Aber ich will nachhaltig konsumieren. Ich will weniger konsumieren und möchte das, was ich habe, teilen, um wahren Reichtum zu erfahren. Ich möchte eine Kleinigkeit bewegen, was nicht nur mir nutzt, sondern diesem wunderbaren Planeten, dieser blau, grünen Kugel mit all seinen Bewohnern. Denn da habe ich noch viel mehr von.

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